Mir ist heiss

Nicht nur ich habe heiss. Das steht fest. «Lieber Freund, was für ein Sommer! Ich denke Sie mir im Zimmer sitzend, mehr Omelette als Mensch», meinte Friedrich Nietzsche. Ich also ganz Omelette, hör meinen Kühlschrank piepsen. Kann das Gerät relativ rasch
beruhigen, indem ich den entsprechenden Knopf drücke. Ab da machen wir dieses Spiel alle fünf Stunden. Yep! Auch mitten in der Nacht. Und beim sechsten Mal denke ich mir, im heissen Zimmer sitzend: Das Gerät ist mehr Wecker als Kühlschrank.

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass alles piepst? Abwaschmaschine, Tumbler, Mikrowelle, Waschmaschine … das mal nur in der Küche! Und alle piepsen in etwa gleich. Es piepst, und ich stehe minutenlang zentriert in der Küche und überlege mir, schau die Geräte eins nach dem anderen scharf an und denke: «Gib dich zu erkennen,
du Schelm. Wer von euch möchte mir was sagen?» Es ist nicht so einfach, denn ausser dem Ton hat man ja keinerlei äusserliche Anzeichen. Es ist schon vorgekommen, dass ich das Piepsen komplett falsch gedeutet habe und so da stand, um dem Gast die Tür aufzudrücken. Ich kam mir vor wie damals, als ich den Fussspray als Deo benutzte. Ich schwitzte an beiden Stellen ungehemmt weiter.

Und wie oft habe ich den Geräten gesagt, dass, wenn ich anderweitig beschäftigt bin, sie doch einfach bitte nicht alle miteinander Ansprüche stellen sollen. Regelt das bitte schön
untereinander, ja?

Und dann die Einparkhilfe im Auto: piepst. Es piepst schon bei einem winzigen Hindernis. «Man lehrt doch schon kleinen Kindern, dass, wenn sie beständig wegen Nichtigkeiten ‹Hilfe› rufen, niemand mehr zur Stelle ist, wenn es
ernst ist», argumentiere ich mit meinem Auto. «Du musst dich also nicht wundern, wenn ich deinetwegen wo reinfahre », sage ich und stehe im Stau wegen einer Baustelle. Da piepst ein Kran oder Bagger. Ich schaue den Bauarbeitern zu, die in der brütenden Hitze Schwerstarbeit leisten. Ich höre, wie einige auch zu mir sagen: «Ach du! Du bist Südländerin. Du verträgst die Hitze bestimmt besser!» Nein, wir vertragen die Hitze nicht besser. Wir haben gelernt, mit ihr umzugehen. Darum gibts bei uns Siesta! Mensch bleibt Mensch! Und übrigens heisst 38 Grad auch bei einem Südländer Fieber, und man ist einfach nur struntzblöd, bei Mittagshitze was machen zu wollen. Ich fahre weiter und hoffe auf ein Umdenken nicht nur in der Baubranche. Sonst piepst dort nicht nur der Kran.