Manchmal kann ich einfach nicht einschlafen. Da tummeln sich dann Gedanken um Gedanken, und alles dreht sich im Kreis. Kaum habe ich ein Traktandum zu Ende gedacht, fängt es wieder von vorne an. Als könnte ich Geschehenes umändern, beim nochmals darüber Nachdenken. Als könnte ich Wut, Angst oder Trauer wegradieren, wenn ich die Fakten wiederkäue. Als könnte ich Pläne umsetzen, wenn ich nur oft genug darüber nachdenke. Aber um ehrlich zu sein: All diese Gedankengymnastik hat noch nie etwas verändert, auch wenn ich mich noch so anstrenge am Reck der Pläne und Sorgen. Auch wenn ich da weiss was für Felgumschwünge und Unterschwünge und Salti vollziehe – ändern tut diese Nachtgymnastik nichts. Ausser dass ich das Bett auch noch für unbequem halte.
Aufstehen und etwas machen kommt nicht in die Tüte, denn ich liebe meinen Schlaf, also mache ich weiter im Versuch. Ich habe mal von irgendeinem östlichen Guru gelesen: «Hast du ein Problem? Ja? Kannst du was dagegen tun? Nein? So why worry! Kannst du was dagegen tun? Ja? So why worry!» Über diesem Spruch kam mir die Idee, eine geleitete Meditation zu machen, um meinen gerechten Schlaf zu finden.
Ich holte also mitten in der Nacht meinen Laptop und entschied mich für die erste ansprechende Meditation. Eine beruhigende Männerstimme sprach zu mir, und ich stellte fest, dass meine Glieder tatsächlich – genau, wie er sagte – wundersam schwer wurden. Kurz kam mir der Gedanke, was mit meinem Laptop passieren wird, wenn ich so einschlafe, und dann war ich schon mitten auf einer wunderschönen Wiese, genau, wie der Mann mir sagte. Endlich kam diese Bettschwere, die ich so lange zwischen Kissen und Laken gesucht hatte. Innerlich jubilierte ich kurz und knapp, damit ich meine neu errungene Müdigkeit nicht stören musste. Dann dachte ich, jetzt könnte ich abstellen und einfach schlafen. Da ich aber ein Mensch bin, der alles Angefangene auch gern zu Ende bringt, liess ich den Mann weiterreden. Ein grosser Fehler. Denn kurz bevor ich endgültig einschlief, meinte er mit kraftvoll-dynamischer Stimme: «Wir strecken unsere Glieder, schütteln die Schwere ab, öffnen fröhlich unsere Augen und begrüssen erfrischt den neuen Tag!» Verwirrt, mit zerzaustem Haar und jetzt wieder hellwach, las ich den Titel der Meditation: «Kraftvoll begrüssen wir den neuen Tag!» So stand ich um 2 Uhr auf, duschte, zog mich an und trank Kaffee. Denn so oder so: Why worry?