Manchmal will ich mein Glücksguthaben partout nicht in Empörungspotenzial umsetzen, welches ich aber dringend brauche, um diese Zeilen zu schreiben. Vor lauter Glück kann ich diesmal ärgerlicher Weise bloss zehn Prozent umsetzen: Die Basler Bewohner werden gebüsst, wenn sie ihren Abfallsack zu früh auf die Strasse stellen. Ich stelle mir vor, wie schwarz gekleidete Sackfahnder durch die Wohnquartiere schlendern, um voreilige Säcke zu entdecken. Steht der Missetäter vor einem Einfamilienhaus, werden die Schwarz- gekleideten läuten und mit strenger Miene die Busse einfordern.
Nun aber: was tun, wenn der Sack vor einem Mehrfamilienhaus zu früh parkiert wurde? Wie soll der Eigner nun identifiziert werden? Kein Problem. Sie werden den Inhalt mit Schutzmäskli und Einweghandschuhen bewaffnet, welche praktischerweise von der nicht
eingetretenen Schweinegrippe-Pandemie amortisiert werden können, genau durchforsten. Dank der engen Zusammenarbeit mit Cumulus- und Plus-Card können die benötigten Daten der Kunden mit dem Sackinhalt verglichen werden, um so den Frühsackeigner schnell und sicher identifizieren und überführen zu können.
Streng genommen rutsche ich jetzt ins Glücksguthaben, denn ich besitze weder die eine noch die andere. Als Visionärin kann ich mich nicht bezeichnen, denn ich habe bloss keine solche Karte, weil ich ständig die richtige am falschen Ort zücke und weil ich nicht gerne überwacht werde. Ich würde es alles andere als schätzen, wenn die wüssten, dass ich einmal im Jahr wie blöd Cranberry-Saft einkaufe. Ich weiss, früher im Tante-Emma-Laden wusste die Besitzerin ja auch, was ich wann und warum ein- kaufe, werden sie denken. Ja, aber als Gegenleistung sozusagen erhielt ich die Geschichte vom Schwiegersohn, welcher erst kürzlich krank im Spital lag. Er lag also so ziemlich krank im weissen Spitalbett und da kam der Pfleger und hielt ihm etwas ans Ohr. Belämmert wie er war, sprach er laut ins Telefon und auch nach mehrmali- gen lauten «Hallos», die unbeantwortet blieben, musste er feststellen, dass er die ganze Zeit mit dem Fieber-Thermometer sprach.
Statt Quartierladen-Geschichten gibts heute, dank Cumulus- und Plus-Card, Besuch vom Sackfahnder, welcher bloss die 100 Franken einsackt. Keine Geschichten. Obwohl, der hat mir bestimmt einiges von meinen Nachbarn zu erzählen, wer was wann und wo einkauft und so … Mist! Und schon bin ich glücklich. Ich hoffe, dass es mir das nächste Mal gelingt, mich richtig zu ärgern, etwa über Datenmissbrauch.