Wie ich eine sterbende Covid-19-Patientin während einer Heilsitzung ins Jenseits begleitete und wie diese Erfahrung den Hinterbliebenen half.
Das Spezielle oder Herausragende am Corona-Virus ist unter anderem, dass wir unsere Liebsten nicht in das Spital begleiten können. Gerade da, wo es für beide Seiten von unendlicher Wichtigkeit ist, einen warmen Händedruck zu erhalten, tröstende Worte zu hören und jemanden bei sich zu haben, der einen begleitet, ist dies wegen der enormen Ansteckungsgefahr des Virus nicht möglich.
Ich erhielt einen Anruf einer Frau, die ich nicht kannte und auch noch nie gesehen hatte und bis zum heutigen Zeitpunkt auch nie gesehen habe. Nennen wir sie hier Anna. Anna erzählte mir kurz, dass ihre Mutter im Spital liege, wegen Corona, und sie um Heilung bitte für sie – ob ich sowas auch mache. Ich bejahte und fügte hinzu, dass ich das Schicksal nicht verändern kann, weder in die eine noch andere Richtung. Ich kann schauen, dass alle Beteiligten ihren Seelenfrieden und ihre Ruhe finden. Anna verstand meine Worte und ich dachte schon da: „Interessant, dass ich das als erstes sage. Und nicht etwa, wie das zumeist der Fall ist, dass die spirituelle Heilung eine wundervolle Hilfe ist.“ Ich lerne aber immer mehr meiner „inneren Stimme“ oder meinen Geistführern zu vertrauen und ihre Worte ungehindert durch mich fliessen zu lassen. Natürlich immer mit der Bitte, dass alles zum Wohle aller Beteiligten gesagt und getan wird.
Was nun folgte war mehr als überraschend für mich. Ich hörte mich sagen, ob sie jetzt gerade Zeit hätte, um die Heilung zu starten. Sie müssen wissen: In all der Zeit meines Heilens, war das Vorgehen noch nie so. Ich habe immer einen Termin gesucht, so in etwa in einer Woche, je nach Fülle der Agenda. So dass wir genügend Zeit hatten uns darauf vorzubereiten. Nicht so in diesem Fall. Ich erklärte ihr den Ablauf: „Ich werde jetzt das Telefon auflegen, in Trance gehen und die Heilung fliessen lassen. In ca. 30 Minuten werde ich sie nach meiner Trance-Arbeit wieder anrufen.“ Inzwischen solle auch sie sich soweit möglich entspannen und einer leichten Tätigkeit nachgehen. Sobald sie alles verstanden hatte, legten wir auf. Ich begab mich in eine bequeme Position und vollzog mein Ritual um in eine leichte Trance zu geraten. Was mir wie immer mühelos und entspannt gelang.
Die Mutter meldete sich sogleich. Ich sah sie relativ jung, sie sagte mir sie sei 75; ich fand sie sah jünger aus. Sie erzählte mir verschiedene Details aus ihrer Familiensituation – ich hatte sie darum gebeten, um ihrer Tochter zu verstehen zu geben, dass ich wirklich mit ihrer Mutter geredet hatte. Sie sagte mir, was sie gerne tat und welches ihrer Enkelinnen ihr besonders am Herzen lag. Aber Achtung! Sie liebe alle genau gleich. Es kamen weitere Details zur Sprache, aus Rücksicht zur Familie werde ich jedoch diese Einzelheiten nicht weiter nennen.
Irgendwann fragte ich sie, wie es ihr gesundheitlich gehe. Sie antwortete mir, dass sie eine Enge in der Brust verspüre, die es ihr extrem schwermache, richtig zu atmen. Ich machte mich ans Werk und versuchte ihre Lungen zu weiten und Sauerstoff in die verengten Alveolen zu „atmen“. Sie beobachtete das mit aufmerksamem Interesse. Als ich diese passive Haltung bei ihr bemerkte, fragte ich, ob sie diese Enge nicht belaste oder gar Schmerzen, vielleicht Angst erzeuge. Sie antwortete, nein, sie würde das eher von aussen beobachten. Es sei zwar ihr Körper, aber sie sei nicht im Leid oder Schmerz. Sie bezeichne das Ganze als „mitfühlende Beobachtung“. Ich bemühte mich weiterhin ihr mehr Luft zu verschaffen, weil ich nicht ganz verstand. Sie fuhr weiter: „Bitte sag meiner Tochter, es sei alles gut bei mir. Ich gebe den Stab weiter an sie. Alle sind soweit in einer guten familiären Situation und ich kann gehen. Anna soll gut für meinen Mann, ihren Vater, sorgen. Bitte richte ihm auch aus, dass wir, bevor wir uns inkarniert hatten, abgemacht haben, dass ich diesmal zuerst gehe. Im letzten Leben war es umgekehrt und diesmal wollten wir es so. Bitte sag ihm das! Erinnere ihn dran!“
Und plötzlich machte es „Tack!“ und ich wusste, dass sie in unseren Worten „gestorben“ war. Nochmals sagte sie, wie gut es ihr gehe und dass sie, so wie es jetzt sei, einverstanden sei. Mir liefen die Tränen nur so runter. Von Anfang an, als ich mit ihr redete, fühlte ich eine „nicht irdische“ Präsenz in ihr. Aber jetzt war sie noch „leichter“. Es ist gar nicht so einfach, diese Zustände, die ich wahrnehme in Worte zu kleiden.
Ich kam aus der Trance und war zutiefst berührt. Und sogleich schoss in mir die Frage auf: „Was sage ich der Tochter?“ Ich verstehe mich als Medium und ich vermittle zwischen der geistigen und dieser Welt. Ich fühlte ganz stark, dass es nicht an mir war, der Tochter mitzuteilen, dass ihre Mutter gestorben ist. Wir hatten jedoch ausgemacht, dass ich direkt nach der Trance wieder anrufen würde, um ihr von der Mutter zu berichten. Was sollte ich tun? Weder die eine, noch die andere Richtung schien mir erlaubt: Zu sagen, dass sie gestorben ist, war komplett gegen meinen moralischen Glauben und zu sagen, dass alles in Ordnung sei ebenso. Ich tigerte durch meine Wohnung und betete zur geistigen Welt. Ich bat um die richtigen Worte und Unterstützung.
Ich fragte sie, wie es ihr gehe und fuhr gleich weiter mit: „Mir sind die Tränen nur so runter gelaufen. Und ihre Mutter hat gesagt, dass sie den Stab an sie weitergebe und sie als Stärkere der beiden Töchter auch gut zum Vater schauen sollen.“ Kaum hatte ich das ausgesprochen, meinte sie: „Das glaub ich ja nicht. Jetzt ruft mein Vater grad an.“ Wir vereinbarten nach ihrem Gespräch mit dem Vater weiter zu telefonieren.
Sie rief tatsächlich nach circa fünf Minuten an, um mir die Nachricht ihres Vaters weiterzuleiten: Die Mutter sei gestorben. Wir verabredeten, dass sie mich am nächsten Tag anrufen dürfe, um ihre unzähligen Fragen, wie sie sagte, zu klären.
Am nächsten Tag telefonierten wir nochmal in Ruhe miteinander. Es war schön und wir fühlten uns nahe: durch ein ausserordentlich einmaliges Erlebnis zusammengefügt. Sie fragte noch weitere Details zur Familiengeschichte. Alles, vom Alter der Mutter bis zu ihren Vorlieben und Eigenheiten waren richtig. Ein Punkt schien jedoch nicht übereinzustimmen. Sie meinte, ihre Eltern hätten immer gesagt, wenn es „soweit sei“, wollen sie zusammen „gehen“. Und dass die Mutter jetzt im Kontakt zu mir sage, sie hätten abgemacht, dass sie zuerst gehe, würde sie nicht verstehen. Ich hingegen verstand erst jetzt, warum mir die Mutter dies so eindringlich gesagt hatte! Sie wollte ihren Mann daran erinnern, dass es da ein älteres Gelübde zwischen ihnen beiden gab! Sie wollte verhindern, dass er nicht wahrnimmt, wie wichtig jetzt seine Präsenz in der gegenwärtigen Situation für die gesamte Familie ist. Und darum das eindringliche Erinnern an ein älteres Gelübde.
Ich fand in unserem Gespräch heraus, dass die Todeszeit der Mutter tatsächlich inmitten meiner Trancesitzung war. Das konnte ich ja dank der Anrufszeit vor und nach der Trance genau eruieren. Ich erfuhr auch, dass die Mutter im Spital in ein künstliches Koma versetzt worden war. Jetzt verstand ich auch den Zustand der „mitfühlenden Beobachtung“ und das „Tack“. Ich war also zeitgleich im Geschehen.
Es war für mich sehr tröstlich am eigenen Leibe sozusagen zu erfahren, dass die Wahrnehmung des Sterbens sehr harmonisch und irgendwie leicht vor sich gehen kann. Und für die Tochter war es sehr tröstlich, ihre Mutter nicht alleine zu wissen und gewiss zu sein, dass sie sie begleiten konnte.
Ist der Tod unvermeidlich, hilft das Heilen dem Patienten Seelenfrieden zu finden und seine Situation zu akzeptieren. Auch für die Angehörigen, so steht es im Buch „Spirituelles Heilen im Krankenhaus“ von Sandy Edwards.
Und genau das durfte ich in diesem Moment eindringlich erfahren. Es ist nicht an mir zu werten, was für wen richtig ist. Es ist auch nicht an mir, die Richtung die man nehmen muss zu bestimmen. Und ich danke dem Himmel, meinen Geistführern und dem Göttlichen, dass sie mich das immer wieder erkennen lassen.